Zur Betrachtung der Stabilität stationärer Strukturen im Nichtgleichgewicht untersuchen (Glansdorff und Prigogine(1971)) die zeitliche Änderung der Entropieproduktion im Volumen V,
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Sie setzt sich aus den beiden Anteilen
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zusammen. Als Folge der Gültigkeit des lokalen Gleichgewichts kann man zeigen, daß unter dieser Voraussetzung generell für beliebige XA und JA
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gilt, eine allgemein gültige Relation für den Term dJP existiert dagegen nicht. Im Spezialfall des Gültigkeitsbereichs der linearen Ansätze, d.h. bei nicht zu großem Abstand vom Gleichgewicht, folgt jedoch (Glansdorff und Prigogine(1971))
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so daß die Entropieproduktion P(t) kontinuierlich abnimmt, bis sie ein Minimum im stationären Nichtgleichgewichts annimmt. Die zeitliche Entwicklung der XA und JA eines linearen irreversiblen Prozesses vollzieht sich also bei der Annäherung an den stationären Zustand immer in eine Richtung, die zu einer Verkleinerung von P(t) führt (``Prinzip der minimalen Entropieproduktion'', (Prigogine(1979))). Eine Funktion P(t) mit diesen Eigenschaften wird in der nichtlinearen Dynamik als ``Ljapunow-Funktion'' bezeichnet. Die Existenz einer solchen Funktion sichert die Stabilität des betrachteten stationären Nichtgleichgewichtszustandes gegenüber zufälligen Änderungen (Fluktuationen) der thermodynamischen Variablen.
Außerhalb des Gültigkeitsbereichs der linearen Ansätze führten
Glansdorff und Prigogine alternativ ein Stabilitätskriterium auf der
Grundlage der sogenannten ``Exzeßentropiedichte'' ein,
die bei Reihenentwicklung in
der Nähe eines stationären Nichtgleichgewichtszustandes
gemäß
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entsteht. Der Term 2. Ordnung ist im Nichtgleichgewicht immer negativ, solange sich das System
lokal im Gleichgewicht befindet.
Falls die zeitliche Änderung von
(t) bei festgehaltenen
Randbedingungen (
= 0 auf
)
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die Bedingung
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erfüllt, stellt ebenfalls
eine sogenannte ``Ljapunow Funktion'' des
Systems dar. Gleichung (24) stellt somit ein
auf Systeme fernab vom Gleichgewicht verallgemeinertes thermodynamisches
Stabilitätskriterium dar.
Zusammenfassend kann man feststellen, daß es in der Nähe des Gleichgewichts einen sogenannten ``thermodynamischen Lösungszweig'' gibt, der immer stabil ist. Erst von einem überkritischen Abstand an werden Bifurkationen zu neuartigen Lösungszweigen des thermodynamischen Systems möglich; dies kann unter geeigneten äußeren Randbedingungen zur Herausbildung von stationären Raum-Zeit-Strukturen weitab vom Gleichgewicht führen. Man bezeichnet diese Strukturen auch als ``dissipative Strukturen'' ((Ebeling und Feistel(1982); Glansdorff und Prigogine(1971)), siehe auch Abb. 4 aus (Riedel(1994))).